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Was glauben Mennoniten?

Mennoniten glauben und bekennen den dreieinigen Gott, wie Er sich im Leben, Sterben und Auferstehen Jesu offenbart. Entscheidende Quelle dieser Erkenntnis ist die Bibel. Gott, Schöpfungskraft der Welt, wird Mensch in Jesus von Nazareth. In Jesu Leben wird eine Ethik sichtbare Möglichkeit, der Mennoniten – gemeinsam mit anderen Christ*innen – folgen wollen. Das bekennen sie in der Taufe. Jesu Sterben am Kreuz verdeutlicht, wie weit Gottes versöhnende Liebe reicht. Das Vertrauen in diese unendliche Liebe führt zu einem Leben, dass Frieden und Gerechtigkeit für alle sucht, die gesamte Schöpfung.

Die theologische Ausrichtung

Aus den Erneuerungsbewegungen der Reformationszeit im 16. Jahrhundert hervorgegangen, teilen Mennoniten grundlegende Einsichten mit anderen „evangelischen“ Kirchen, wie die zentrale Bedeutung der Schriften Alten und Neuen Testaments, die Offenbarung Gottes in Christus, die Rechtfertigung allein aufgrund der Gnade Gottes oder das Geschenk des Glaubens durch den Heiligen Geist.

Allerdings legte bereits die Täuferbewegung diese zentralen Überzeugungen (in manchen Traditionen als „Exklusivpartikel“ bezeichnet) verstärkt im Blick auf die Gestaltung des Lebens aus – was ihr in der Folge die Bezeichnung „Radikale Reformation“ eintrug. Christologie, Ekklesiologie und Ethik finden einen eigens akzentuierten Begründungszusammenhang. Das Versöhnungsgeschehen in Christus ist der Akt der Feindesliebe Gottes (Röm 5,8.10), das Kreuz wird zum Zeichen der Gewaltfreiheit Gottes. Hierin erkennt die versöhnte Gemeinde ihren Auftrag zur Nachfolge auf dem gewaltfreien Weg Jesu, den sie nicht „imitieren“ kann (im Sinne der Vollkommenheit), aber an dem sie Teil hat. Der Glaube an die vergebende und zuwendende Liebe Gottes „befreit“ die Gemeinde, diese Haltung im Alltag zu leben. Das daraus resultierende Ethos der Gewaltfreiheit brachte den Mennoniten im 20. Jahrhundert die Bezeichnung „historische Friedenskirche“ ein.

Gemeinsame Glaubensüberzeugungen

(formuliert durch die Mennonitische Weltkonferenz, 2006)

Durch die Gnade Gottes wollen wir die gute Nachricht von der Versöhnung in Jesus Christus leben und verkündigen. Weil wir zu allen Zeiten und an allen Orten Teil des einen Leibes Christi sind, halten wir das Folgende für die Mitte unseres Glaubens und unseres Lebens:

  1. Gott teilt sich uns mit als Vater, Sohn und Heiliger Geist, als Schöpfer, der die gefallene Menschheit wiederherstellen will, indem er ein Volk beruft, das treu sein soll in der Gemeinschaft, im Gottesdienst, in Dienst und Zeugnis.
  2. Jesus ist der Sohn Gottes. Er hat uns durch sein Leben und seine Lehre, seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung gezeigt, wie wir ihm im Glauben treu nachfolgen können. Er hat die Welt erlöst und ewiges Leben verheißen.
  3. Als Gemeinde sind wir die Gemeinschaft derer, die Gottes Geist dazu beruft, sich von der Sünde abzuwenden, Jesus Christus als ihren Herrn anzuerkennen, die Taufe auf das Bekenntnis ihres Glaubens hin zu empfangen und Jesus Christus in ihrem Leben nachzufolgen.
  4. Als Gemeinschaft der Gläubigen erkennen wir die Bibel als Autorität für unseren Glauben und unser Leben an. Wir legen sie gemeinsam unter der Leitung des Heiligen Geistes und im Licht Jesu Christi aus, um Gottes Willen für ein gehorsames Leben zu erkennen.
  5. Der Geist Jesu gibt uns die Kraft, Gott in allen Lebensbereichen zu vertrauen. So werden wir Friedensstifter, die der Gewalt absagen, ihre Feinde lieben, nach Gerechtigkeit trachten und ihren Besitz mit Notleidenden teilen.
  6. Wir versammeln uns regelmäßig zum Gottesdienst, um das Abendmahl zu feiern und um Gottes Wort zu hören. Wir tun das im Bewusstsein gegenseitiger Verantwortlichkeit.
  7. Als weltweite Gemeinschaft von Menschen, die Glauben und Leben teilen, wollen wir jegliche Trennung durch Nationalität, ethnischen Hintergrund, Klasse, Geschlecht und Sprache aufheben. Wir wollen in dieser Welt leben, ohne uns von den Mächten des Bösen bestimmen zu lassen. Wir bezeugen Gottes Gnade, indem wir anderen dienen, Sorge für die Schöpfung tragen und alle Menschen dazu einladen, Jesus Christus als Heiland und Herrn kennen zu lernen.

Unsere Überzeugungen sind geprägt durch unsere täuferischen Vorfahren des 16. Jahrhunderts, die uns eine radikale Nachfolge Jesu Christi beispielhaft vorlebten. In der Kraft des Heiligen Geistes wollen wir im Namen Jesu Christi unser Leben gestalten und vertrauensvoll auf die Wiederkunft Christi und die Vollendung des Reiches Gottes warten.

Gestalt der Kirche

Sie ist eine Gemeinschaft jener, die – auf die vorauslaufende Gnade Gottes antwortend – in der Erwachsenentaufe ihren freiwilligen Willen zur Nachfolge Jesu bekennen. Durch die Taufe auf den Namen des dreieinigen Gottes werden sie Teil einer Gemeinde und der weltweiten Kirche Christi. In der Feier des Abendmahls wird die Gemeinde durch die Zeichen von Brot und Wein an das „erlösende“ Werk Christ erinnert und vergewissert sich so der Gemeinschaft mit Christus und untereinander.

In der Hoffnung auf die Gegenwart des Heiligen Geistes wird die Bibel von der versammelten Gemeinde als einer „hermeneutischen Gemeinschaft“ ausgelegt, in der jede/r gleichberechtigt mit seinen und ihren Gaben dient. Aus diesem „Priestertums aller Gläubigen“ ergibt sich eine Ablehnung kirchlicher Ämterhierarchien, sowie eine kongregationalistische Struktur (weitestgehende Autonomie der Ortsgemeinden). Die klare Trennung von Kirche und Staat erlaubt es der Kirche, das Evangelium unabhängig und frei zu bekennen, in der Feier des Gottesdienstes wie im gelebten Alltag. Auch die traditionelle Eidesverweigerung (um nicht Bindungen einzugehen, die in Konkurrenz zum Glaubensbekenntnis stehen sowie zum Zeichen der Wahrhaftigkeit in jeder Situation) ist in diesem Kontext zu verstehen.

Einheit in versöhnter Verschiedenheit

Aus diesen Überzeugungen und Strukturen ergibt sich eine große Vielfalt von Ausprägungen unter Mennonitengemeinden. In jeder Generation und in jedem Kontext ist – anhand der biblischen Zeugnisse – neu danach zu fragen, wie der Glaube verstanden wird und welche Implikationen dies für die Lebensgestaltung in der Nachfolge Christi hat. Daher sind Mennoniten jeweils stark durch den geistesgeschichtlichen und kulturellen Kontext beeinflusst, in dem sie leben. Starke Einflüsse durch Pietismus und/oder die Aufklärung lassen sich bis heute erkennen. Im Globalen Süden finden Mennonitengemeinden zunehmend eigene theologische und ethische Perspektiven und Erfahrungen, die sie in die Weltgemeinschaft prägend einbringen.

Was Mennoniten untereinander verbindet, ist – neben den genannten Glaubensüberzeugungen – die gemeinsame Geschichte einer Konfession, die Ethik und Ekklesiologie seit ihren Anfängen eng aufeinander bezog. Sie blieben mit dieser Gestaltung von Kirche eine Minderheit. Während die Anfänge stark von den Verfolgungen durch staatliche wie kirchliche Autoritäten geprägt war, die in Teilen zu schroffen und polemischen Abgrenzungen führte, so gelten Mennoniten heute als Teil der weltweiten ökumenischen Gemeinschaft – auch in ihrem Selbstverständnis, und engagieren sich im interreligiösen (gelebten) Dialog.

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